Einstimmiger Beschluss
Nachbarschaftsräume im Dekanat Gießener Land
Die über 80 Synodalen folgten damit ohne weitere Diskussion der Vorlage des Dekanatssynodalvorstands, die auf Basis der Vorschläge und Absichtserklärungen aus den Kirchengemeinden erstellt wurde. Damit hat das Dekanat die erste Etappe im Reformprozess ekhn2030 zurückgelegt. Der im vergangenen Jahr neu gewählte Dekanatssynodalvorstand hatte eine Steuerungsgruppe eingesetzt, der die Gemeinden bei der Bildung der Nachbarschaftsräume unterstützend begleiten sollte. Dazu gehörte die Information über gesamtkirchliche Vorgaben und aktuelle Entwicklungen, aber auch das Angebot, die möglichen Nachbarn in regionalen Veranstaltungen kennenzulernen, anstehende Fragen zu stellen und einzelne Aspekte zu diskutieren. Kirchenvorstände nutzten andererseits das Angebot, Mitglieder der Steuerungsgruppe in Sitzungen oder zu Gemeindeversammlungen einzuladen und so den Prozess in den Gemeinden zu moderieren.
Bestätigung des Vorgehens
Der Vorsitzende der Synode, Dr. Thilo Schneider, wertete das einstimmige Votum der Synode als Bestätigung für die ergebnisorientierte Zusammenarbeit von Steuerungsgruppe und Kirchengemeinden in dieser Zeit. Mit dem Beschluss über den Regionalplan sieht Schneider die Begleitung durch die Dekanatsleitung noch nicht beendet. Jetzt liege der Ball zwar „zunehmend im Spielfeld der Nachbarschaftsräume“. Bei der Entscheidungsfindung über die Form der zukünftigen Kooperation oder der Gebäudeentwicklung in den Gemeinden wolle der Dekanatssynodalvorstand weiterhin die Steuerungsgruppen und Koordinationsausschüsse in den Nachbarschaftsräumen begleiten und so vor allem zu einer möglichst guten Kommunikation in die jeweilige Region beitragen. In diesem Zusammenhang begrüßte Schneider den Schritt der Kirchengemeinden Groß-Eichen und Ilsdorf sowie Ober-Ohmen, Ruppertenrod und Unter-Seibertenrod, die ab 2024 als fusionierte Gemeinden ihrem Nachbarschaftsraum beitreten.
Jetzt zugehen auf die "nahen Fremden"
Jetzt heißt es für die Kirchengemeinden zuzugehen auf die „Nahen Fremden“, wie es Pröpstin Dr. Anke Spory in ihrer ersten Andacht vor einer Synode nach ihrem Amtsantritt formulierte. Damit Nachbarschaft funktionieren könne, sei gegenseitige Unterstützung notwendig. Denn wer Unterstützung erfahre, sei auch bereit, sich in der Nachbarschaft zu engagieren.
Was geschieht mit den Gebäuden?
Welche Aufgaben und Veränderungen auf die acht Kooperationsräume über den Beschluss zur Zusammenarbeit hinaus zukommen, erfuhren die Synodalen zunächst von Dorothee Reiniger-Pointner vom Baureferat der Kirchenverwaltung. Sie informierte über den Gebäudebedarfs- und Entwicklungsplan, der im Prozess ekhn2030 eine Reduktion der Gebäudeflächen in den Kirchengemeinden vorsieht. Diese Planung soll im Dekanat Gießener Land Ende 2026 abgeschlossen sein.
Stellenplan
Schon früher kommt der neue Dekanats-Sollstellenplan zum Tragen. Vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen wird es bis 2030 auch weniger Pfarrstellen im Dekanat geben. Diese Reduktion geht in zwei Stufen vor sich, die 2028 und 2030 greifen. Zur Erhaltung des breiten kirchlichen Angebots in den Gemeinden sieht der Prozess ekhn2030 die Einrichtung von sogenannten Verkündigungsteams in den Nachbarschaftsräumen vor, deren Größe sich an der Zahl der Kirchenmitglieder orientiert. Ein Verkündigungsteam soll jedoch mindestens vier Vollzeitstellen haben, von denen drei Pfarrstellen sein müssen. Weiter arbeiten im Team Musiker oder Musikerinnen und/oder Gemeindepädagogen oder Gemeindepädagoginnen. Während bei den Pfarrstellen gekürzt werden muss, bleiben die Gemeindepädagogen- und Musikerstellen im aktuellen Umfang erhalten.
Kritikpunkte
Die zukünftige stellvertretende Dekanin, Pfarrerin Sarah Kiefer, stellte den Vorschlag des Dekanatssynodalvorstands den Synodalen vor. Erste Kritikpunkte an dem Vorschlag waren die mögliche Kürzung der Krankenhausseelsorge in der Asklepios-Klinik Lich von einer halben auf eine Viertelstelle sowie die Verteilung von Gemeindepädagogik- und Musikerstellen auf die Gemeinden. Zur Vorbereitung eines mehrheitsfähigen Beschlusses bei der nächsten Synode im Frühjahr 2024 und der Entwicklung möglicher Alternativvorschläge sollen Gesprächstermine zwischen Dekanatsleitung und Gemeinden anberaumt werden, sodass möglichst alle Interessen berücksichtigt werden können.
Wahlen
Mit ihrer Wahl von Sarah Kiefer zur Stellvertretenden Dekanin wurde im Dekanatssynodalvorstand der Platz eines theologischen Mitglieds frei. Die Synode wählte mit großer Mehrheit Pfarrerin Carina Schmidt-Marburger (Kirchengemeinde WORM an der Wetter) in das Leitungsgremium. Kiefer war auch stellvertretende Vorsitzende des DSV. Zur neuen Stellvertreterin von Präses Dr. Thilo Schneider wählte die Synode mit einstimmigem Votum die Kirchensynodale Susanne Koch aus Laubach.
Jugendwerkstatt, Jugendarbeit, Klinikseelsorge, Kloster Arnsburg
Neben Struktur- und Zukunftsfragen und den genannten Wahlen gab es weitere Themen. Mit 25 Prozent ist das Dekanat Gießener Land an der Jugendwerkstatt in Gießen beteiligt. Geschäftsführerin Mirjam Aasman informierte über die Arbeit der Einrichtung und lud die Synodalen zum Besuch der Werkstatt ein. Ulli Müller-Othmann macht als Gemeindepädagogin Schulbezogene Jugendarbeit in der Gesamtschule Hungen. Sie beeindruckte die Synodalen mit der Bandbreite der Angebote, die sie für die Schülerinnen und Schüler bereithält. Vielfältige Aufgaben erfüllt auch die Krankenhausseelsorge. Dafür ist Pfarrerin Jutta Martini in der Asklepios-Klinik Lich mit halber Stelle zuständig. In einem emotional berührenden Vortrag stellte sie ihre Arbeit vor. Kirche und Kloster Arnsburg – das sind nicht nur die monatlichen Vespern in der Paradieskapelle mit ihrem musikalisch hochwertigen Angebot und der alljährliche Pfingstgottesdienst des Dekanats in der Kirchenruine. Das sind auch jährlich Dutzende Taufen und Trauungen und auch einige Begräbnisse, die nach Corona wieder verstärkt angefragt wurden. Das berichtete Dekanatskantorin Beatrix Pauli, die für das musikalische Angebot in Kloster Arnsburg verantwortlich zeichnet.
Lage in Israel im Blick
Die Synode schloss mit einem erschütterten Blick auf die Lage in Israel und die an diesem Samstagmorgen erfolgten massiven Raketenangriffe durch die palästinensische Hamas. In Gebet und Segen drückte Dekanin Barbara Lang die Unfassbarkeit dieses Angriffs aus sowie die Bitte um Frieden in der Region.